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Vor 25 Jahren sollte alles anders werden

  (sr). Am Freitag  Vormittag fand in Schwerin die Festveranstaltung zum Tag der Deutschen Einheit statt. Zum dritten Mal wurde dabei der Annette-Köppinger-Preis verliehen.   In diesem Jahr jährt sich

  • Veröffentlicht Oktober 3, 2014
Im Konzertfoyer des Mecklenburgischen Staatstheaters fand heute die Festveranstaltung zum Tag der Deutschen Einheit statt
Im Konzertfoyer des Mecklenburgischen Staatstheaters fand heute die Festveranstaltung zum Tag der Deutschen Einheit statt

 

(sr). Am Freitag  Vormittag fand in Schwerin die Festveranstaltung zum Tag der Deutschen Einheit statt. Zum dritten Mal wurde dabei der Annette-Köppinger-Preis verliehen.

 

In diesem Jahr jährt sich der Mauerfall zum 25. Mal, der 1989 den Weg zur Deutschen Einheit zwischen den beiden deutschen Staaten ebnete. Am heutigen »Tag der Deutschen Einheit », fand anlässlich dieses runden Jubiläums im Konzertfoyer des Mecklenburgischen Staatstheaters Schwerin, eine Festveranstaltung der Landeshauptstadt Schwerin statt.

 

»Ich war damals nicht unter den Menschen«

 

»Ich habe mir auch Gedanken gemacht. Ich konnte mir aber damals nicht vorstellen, dass der Eiserne Vorhang fällt«, sagt Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow
»Ich habe mir auch Gedanken gemacht. Ich konnte mir aber damals nicht vorstellen, dass der Eiserne Vorhang fällt«, sagt Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow

Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow (DIE LINKE) begrüßte die vielen Gäste aus dem gesellschaftlichen und politischen Leben der Landeshauptstadt. Sie verwies in ihren Grußworten darauf, dass es die »Menschen, die 1989 gekämpft haben, gewesen sind, die Freiheit und damit mehr Menschlichkeit erstritten haben«. »Ich war damals nicht unter den Menschen«, bekannte die Oberbürgermeisterin wohltuend ehrlich. »Ich habe mir auch Gedanken gemacht. Ich konnte mir aber damals nicht vorstellen, dass der Eiserne Vorhang fällt«.
Am Beispiel der heutige Schweriner Oberbürgermeisterin wird deutlich, dass man sich dafür hüten sollte, die Ereignisse der Revolution 1989 nur Schwarz oder Weiss zu betrachten. Damals war eine gärende Stimmung in der DDR und nicht nur diejenigen, die damals auf der Straße gegen die Diktatur aufgestanden sind, haben gespürt, dass etwas im real existierenden Sozialismus nicht stimmte.

 

»Für mich war das damals Freiheit«

 

Martin Klähn, der damals das Neue Forum in Schwerin mitbegründete, erinnerte in seiner Festrede an die stürmischen Ereignisse 1989
Martin Klähn, der damals das Neue Forum in Schwerin mitbegründete, erinnerte in seiner Festrede an die stürmischen Ereignisse 1989

Martin Klähn, der damals zu den Mitbegründern des Neuen Forums in Schwerin gehörte, führte den Anwesenden in seiner Festrede noch einmal die Ereignisse der damaligen Zeit vor Augen. Damals war man sich einig, dass »alles anders werden sollte« – so beschreibt Klähn die Beweggründe der Menschen, die sich damals im Neuen Forum engagierten. Am 2. Oktober 1989 traf man sich erstmals in der Paulskirche, um weitere Schritte zu besprechen. »Wie lange hatten wir auf den Tag gewartet? Wie wird der Tag werden?« Am Ende sei man dann doch überrascht gewesen, dass alles so schnell gegangen ist. Am 23. Oktober kam es zu den ersten Demonstrationen in Schwerin im Großen Garten. Die Machthaber der SED versuchten diese Veranstaltung zu boykottieren, in dem sie eine eigene Kundgebung am selben Platz anmeldeten. Als die Teilnehmer der Demonstration bemerkten, worum es ging, liefen viele zu den Regimegegnern über. So sei es eine Ironie der Geschichte gewesen, dass die damaligen Machthaber nicht unerheblich Einfluss darauf genommen haben, dass die erste Demonstration gegen die DDR-Diktatur ein Erfolg wurde. Im Schweriner Dom hätte man dann mit einem offenen Mikrofon den Tag ausklingen lassen. Viele Menschen haben an diesem Abend in der Kirche die Möglichkeit genutzt, sich mit anderen Menschen über ihre Wünsche, Sorgen und Nöte auszutauschen. »Viele Menschen wurden damals mutig«, beschreibt Klähn die Stimmung im Dom und die weiteren Entwicklungen.

 

»Die wirtschaftliche Lage eines Landes, ist nie der einzige Grund für den Untergang einer Diktatur«, so Klähn.Viele Menschen haben die Unterdrückung satt gehabt und deshalb aktiv nach neuen Wegen gesucht. Am Ende ging dann die Ära des Kalten Krieges und der Blockkonstruktionen zu Ende. Für Klähn war die damalige Zeit des »produktiven Chaos, in der alles hätte entstehen können« eine für ihn bis heute prägende Zeit gewesen. »Für mich war das damals Freiheit – die Freiheit der Neuöffnung«, bekennt Martin Klähn.

 

Köppinger-Preis geht in diesem Jahr an Renate Voss

 

Renate Voss ist die diesjährige Preisträgerin des Annete-Köppiger-Preises der Landeshauptstadt Schwerin
Renate Voss ist die diesjährige Preisträgerin des Annete-Köppinger-Preises der Landeshauptstadt Schwerin

Im Rahmen der Festveranstaltung wurde auch zum dritten Mal der »Annete-Köppinger-Preis« verliehen. Der jährlich zu verleihende Preis für Integration und Menschlichkeit wir verliehen, um an die erste Integrationsbeauftragte der Stadt, Annette Köppinger (1957 – 2007) zu erinnern. Annette Köppinger war von 1991 bis 2007 Schwerins „Beauftragte für Integration der Zuwanderer und Ausländerangelegenheiten der Landeshauptstadt Schwerin. Sie war eine engagierte Persönlichkeit, die weit über die Grenzen Schwerins hinaus für mehr Toleranz, Weltoffenheit und ein friedliches Miteinander der Kulturen arbeitete und kämpfte.

 

»Freiheit, Demokratie und Einheit gehören zusammen«, sagte Schwerins Stadtpräsident, Stephan Nolte in seiner Laudatio auf die diesjährige Preisträgerin, Renate Voss, die sich seit vielen Jahren in Schwerin an »vorderster Stelle für Integration und Menschlichkeit« einsetzt. So gehörte Sie zu den Gründerinnen der Geschäftsstelle der regionalen Arbeitsstelle für Jugendhilfe, Schule und interkulturelle Arbeit (RAA) Schwerin e.V., die sie viele Jahre als Leiterin maßgeblich geprägt hat. In dieser Tätigkeit arbeitete sie auch sehr eng mit Anette Köppinger zusammen.

 

Viele Jahre leitet sie darüber hinaus auch die »Arbeitsgemeinschaft 9. November«, die jährlich die Veranstaltung zur Erinnerung an die Reichspogromnacht 1939 auf dem Schlachtermarkt in Schwerin vorbereitet.

 

In ihren Dankesworten gab Voss dann zu, dass sie »sprachlos sei« und die Verleihung des Preises »nicht erwartet hatte«. Sie bedankte sich bei der Jury ebenso wie posthum auch bei Anette Köppinger, die mit ihrer »Klarheit, inneren Haltung und Menschlichkeit« vielen Fremden in unserem Land geholfen hat. Auch Voss habe sich immer wieder das Ziel gesetzt, zum »gegenseitigen Verständnis der verschiedenen Menschen beizutragen«. Gerade angesichts der heutigen Lage im Hinblick auf die steigende Anzahl der Flüchtlinge, aufgrund der katastrophalen Verhältnisse im Nahen Osten, ist verstärkt Wille zur Menschlichkeit gefragt. »Wir sitzen nicht in einer Festung, die wir verteidigen müssen, sondern wir müssen lernen zu teilen«, machte die Preisträgerin deutlich.

 

 

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Karten für die Veranstaltung können hier bestellt werden

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Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

0 Comment

  • schlimmer fehler! köppinger, nicht köppen!!!

    • Herr Zischke, da hat sich in unserer Meta-Beschreibung ein Fehler eingeschlichen. Vielen Dank für den Hinweis. Wir haben es umgehend verändert.

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