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Ein Managementplan für das potenzielle Welterbe liegt vor

Mit der Vorlage eines umfangreiches Managementplans für die potenzielle Welterbestätte "Residenzensemble Schwerin" geht die Bewerbung Schwerins um den begehrten UNESCO-Titel nun in eine neue Phase. Dieses im Prozess der Bewerbung

  • Veröffentlicht Februar 17, 2022
Das Schweriner Residenzensemble soll Welterbe werden. Aber die Bevölkerung muss dafür sicherlich mehr als bislang mitgenommen werden. | Foto: privat

Seit dem 20. Juli 2014 steht das Residenzensemble Schwerin auf der Liste der Bundesrepublik Deutschland zur Bewerbung um den Titel als Welterbe-Stätte der UNESCO. Seither sind ganze 7,5 Jahre vergangen. Das klingt viel, aber der Prozess bis zu einer Entscheidung ist auch entsprechend lang. Was allerdings stimmt: So wirklich ist der Funke bislang nicht auf die Bevölkerung übergesprungen. Teilweise hatten Veranstaltungen rund um das Thema einen elitären, auch gestelzt-aufgesetzten Charakter, wirkten inhaltlich „abgehoben“ – und hatten eher fachlichen Charakter, als dass sie für breite Teile der Bevölkerung in irgendeiner Weise begeisternd oder mitreißend gewesen wären. Abgesehen davon, dass die meisten von ihnen nicht viel mitbekommen haben dürften.

Nicht ausgeschlossen ist vielmehr, dass die Menschen, wenn überhaupt, mit dem Welterbe eher die gefühlte Verdrängung der Schlossfestspiele von ihrer traditionellen Spielstätte auf dem Alten Garten verbinden. Denn ein Gutachten hatte Ende 2019 für Aufsehen gesorgt, da es eine Vereinbarkeit des angestrebten Welterbe-Titels mit den zeitweisen Aufbauten für die weit über die Region hinweg bekannten Schlossfestspiele zumindest in Frage stellte. Bestehendes kulturelles Leben stand also zur Debatte, um möglicherweise Welterbestätte zu werden. Inzwischen hat sich diese Thematik dahingehend „erledigt“, dass das Mecklenburgische Staatstheater in Schwerin eine neue Art der Schlossfestspiele nicht mehr an der traditionellen Spielstätte plant.

 

Nun ist die Kommunalpolitik am Zug

Der Weg bis zu eine Entscheidung bleibt aber auch weiterhin „steinig“, denn es ist viel Papier zu beschreiben, um die Bewerbung letztlich zu einem erfolgreichen Ende zu bringen. So muss die Landeshauptstadt neben dem Nominierungsdossier einen Managementplan für die potenzielle Welterbestätte „Residenzensemble Schwerin“ einreichen. Der entsprechende Entwurf, den die Stabsstelle Weltkulturerbe erarbeitet hat, kam am vergangenen Dienstagabend erstmals auf den Tisch des Hauptausschusses der Stadtvertretung. Von dort aus ist er nun in verschiedene Fachausschüsse zur Diskussion weitergeleitet worden. Am Ende bedarf er einer Beschlussfassung durch die Stadtvertretung.

„Dieser Managementplan ist die Grundlage für ein lebendiges Weltkulturerbe. Denn unsere Bewerbung beinhaltet neben dem Schutz natürlich auch die weitere Nutzung der ins Auge gefassten Welterbestätte“, erläutert Oberbürgermeister Rico Badenschier die Bedeutung dieses integrierten Planungs- und Handlungskonzeptes. „Im Einklang mit dem gerade beschlossenen Leitbild der Landeshauptstadt Schwerin legt der Managementplan die Ziele und Maßnahmen fest, um das künftige Weltkulturerbe nicht nur zu schützen und zu pflegen, sondern auch weiterzuentwickeln und zu nutzen.“

 

Residenzensemble auch für zukünftige Generationen erlebbar erhalten

Neben existierenden Schutzmaßnahmen und gesetzlichen Regelungen, zeigt der Managementplan auch Risiken und Herausforderungen im Erhalt auf und definiert die Leitlinien für das zukünftige Management der potenziellen Welterbestätte. Übergeordnete Zielstellungen sind dabei die Themenfelder Erhaltung, Weiterentwicklung und Bildung/Vermittlung. Dabei geht es insbesondere um die Erhaltung und Sicherung aller Bestandteile des Schweriner Residenzensembles und den Erhalt elementarer Sichtbeziehungen zur Sicherung der Erlebbarkeit des Residenzensembles des 19. Jahrhunderts. Gleichzeitig soll die sensible und gestalterisch hochwertige Weiterentwicklung der Gebäude für eine nachhaltige Nutzung gewährleistet werden.

 

Residenzensemble erlebbar machen

Es gilt, das Residenzensemble für zukünftige Generationen erlebbar zu erhalten. Und schließlich gilt es auch, die Bedeutung und Sichtbarkeit des außergewöhnlichen universellen Wertes des Residenzensembles über das Schweriner Schloss hinaus zu vermitteln. Dabei soll auch das Spannungsverhältnis von Denkmalschutz, Entwicklungsdruck, Tourismus, demografischem Wandel und Barrierefreiheit auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung thematisiert werden. „Der Managementplan bricht diese Zielsetzungen auf einzelne Gebäude und Gebäudecluster des nominierten Areals herunter, wobei sich die Gestaltungsspielräume immer auch nach den Eigentumsverhältnissen, Nutzungen und konkreten Funktionen richten“, erläutert die Welterbekoordinatorin Linda Holung den von ihr erarbeiteten Managementplan.

Auch die Erarbeitung des eigentlichen Nominierungsdossiers für das „Residenzensemble Schwerin“ befindet sich auf der Zielgeraden. Der Entwurf wird am morgigen Mittwoch auf einer Beiratssitzung von einem Expertengremium nochmals abschließend beraten. Nach Berücksichtigung letzter inhaltlicher und redaktioneller Hinweise wird das Dossier danach ins Englische übersetzt.  In der Stadtvertretung ist die Beschlussfassung für das aus Managementplan und Nominierungsdossier bestehende Antragspaket in der Septembersitzung vorgesehen. Die Entscheidung über Aufnahme des Residenzensembles auf die UNESCO-Welterbeliste fällt im Sommer 2024.

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Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

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