Schule und Corona – Vertrauen fällt schwer
Es ist so schon schwierig, noch eine Logik oder zumindest konkret nachvollziehbare Gedankengänge beim Auf und Ab der Corona-Regeln zu erkennen. An den Schulen im Land wird dies besonders deutlich.
Ein wenig schwer nachvollziehbar sind die Entwicklungen um die Corona-Schutzmaßnahmen derzeit durchaus. Da gilt seit gestern wieder landesweit eine Schließung von Schwimmbädern und Indoor-Spielplätzen. Denn das Land ist rot. Auch politisch, keine Frage. Aber auch die Corona-Landesampel zeigt rot. Die Ampel, die in Kürze durch eine Hotspot-Strategie ersetzt werden soll, wie Staatskanzlei-Chef Patrick Dahlemann (SPD) in der vergangenen Woche verkündete. Dann also könnte möglicherweise plötzlich wieder ungefährlicher sein, was heute noch gefährlich ist. Oder auch umgekehrt.
Zeitgleiche Entscheidungen schwer nachvollziehbar
Durchatmen können die Kultureinrichtungen im Land. Denn bis vor Kurzem hätte seit gestern wieder „Türen zu“ gegolten. Aber die Landesregierung beschloss für die, in nicht unwesentlichen Teilen in Trägerschaft des Landes befindlichen kulturellen Einrichtungen in MV, dass sie bei „rot“ nicht mehr schließen müssten. Seither scheint also zu gelten: „Bei ‚rot‘ im Land ist’s in Museum und Theater doch nicht so gefährlich.“ Im selben Atemzug übrigens verschärfte die Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern die Regeln für die Gastronomie. Während es in den Kultureinrichtungen bei „rot“ nun nicht mehr so gefährlich sein sollte, stieg offenbar zeitgleich die Gefahr in den Gastronomien des Landes bei Stufe „gelb“. Denn in der zweitniedrigsten Ampelstufe führte das Land 2G plus für die Branche ein. Dort galt bis dahin 2G.
Maßnahmen-Entwicklung an Schulen wirft Fragen auf
Auch an den Schulen des Landes braucht es derzeit viel Phantasie, um all das Hin und Her zu verstehen. Denn seit gestern gelten dort – im klaren Wissen gesamtgesellschaftlicher Rücknahmen der Maßnahmen – wieder verschärfte Corona-Regeln. Zumindest für zwei Wochen. Und zumindest teilweise. So durften Kinder und Jugendliche, die keine Bescheinigung der Eltern über das familiäre Reiseverhalten in den Ferien mitbrachten, nicht am Unterricht teilnehmen. Obwohl gleich am ersten Tag eine flächendeckende Corona-Testung der Schülerinnen und Schüler erfolgte. Zudem gilt auch weiterhin die Maskenpflicht im Unterricht.
Lockerungen angekündigt, ohne Erkenntnisse zu Situation nach den Ferien
Mehr Schutz nach den Ferien, so das Ziel. Allerdings dann doch ohne auch konsequente Nachschärfungen hinsichtlich der Kontakt-Regelungen. Da hat man dann wohl schon die andere Richtung wieder im Blick. Denn eigentlich sollen die Maßnahmen gelockert werden. So hatte Bildungsministerin Simone Oldenburg (Linke) ebenfalls vergangenen Woche deutliche Maßnahmen-Entschärfungen für die Schulen im Land angekündigt. Demnächst. „Auch wenn die Omikron-Welle noch nicht zu Ende ist, ein Licht am Horizont ist zu erkennen. Schrittweise, angepasst an die Infektionszahlen und Inzidenzen, werden wir die Corona-Maßnahmen in den kommenden Wochen auch in den Schulen anpassen“, so die Ministerin.“ Also doch eher (weiter) gezielte Durchseuchung, wie der Vorwurf gegenüber dem Land schon vor den Ferien lautete?
Zuletzt steigen Infektionszahlen sogar ohne Schülertests auf Höchstzahl
Am 7. März soll zumindest der erste schulische Lockerungsschritt stattfinden: Das Ende der Maskenpflicht im Unterricht. Dies gilt jedoch, den Angaben des Ministeriums zufolge, nicht für die Pausen und in den Gängen. Dann und dort gelte die Maskenpflicht weiter. Auch die Hygienevorschrift für Schüler, sich in der Schule in definierten Gruppen zu bewegen, soll dann kippen. Also alle durcheinander. Nachvollziehbarkeit von Kontakten adé. Corona-Tests gebe es zunächst drei Mal pro Woche, vom 21. März an dann nur noch zwei Mal. All dies also findet statt „angepasst an die Infektionszahlen und Inzidenzen“. Festgelegt in der Woche, mit dem bislang höchsten Infektionsgeschehen während der gesamten Pandemie in MV. Und das, obwohl an den Schulen aufgrund der Ferien keinerlei Tests stattfanden.
Hin und her hat Vertrauen schwinden lassen
Für immer mehr Bürgerinnen und Bürger wird es zunehmend nicht nur schwieriger, durchzusehen, was wo gilt. Auch diejenigen, die dem gesamten Maßnahmenkatalog zumindest wohlwollend gegenüberstanden, dürften zunehmend Probleme damit bekommen, die Hintergründe der Entscheidungen noch nachzuvollziehen. Vor diesem Hintergrund ist es durchaus nachvollziehbar, dass auch das Vertrauen in das Handeln der Politik und der mit ihr verbundenen Verwaltungen schwieriger wird. Bleibt zu hoffen, dass diese Entwicklung sich nicht weiter verstärkt.