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Schwerin: Kompromiss zum Strandhotel in Gefahr?!

Nicht nur in den letzten Monaten stand das Strandhotel im Fokus der Kommunalpolitik. Schon seit vielen Jahren beschäftigt die stetige Nicht-Entwicklung vor Ort die Gremien. Ganz abgesehen von den Einwohnern

  • Veröffentlicht September 8, 2020
Das frühere Strandhotel in Schwerin wartet auf eine Sanierung – seit längerer Zeit. | Foto: UB-Fraktion

Nicht nur in den letzten Monaten stand das Strandhotel im Fokus der Kommunalpolitik. Schon seit vielen Jahren beschäftigt die stetige Nicht-Entwicklung vor Ort die Gremien. Ganz abgesehen von den Einwohnern von Schwerin, die immer wieder kopfschüttelnd vor dem weiter verfallenden Objekt stehen. Zuletzt war allerdings schrittweise seit Anfang des Jahres wieder Bewegung in die Entwicklungen um das Strandhotel gekommen.

 

Bewegung um und am Strandhotel

Immer wieder hatte auch die Fraktion der Unabhängigen Bürger (UB) den Finger in die bauliche Wunde am Zippendorfer Strand gelegt. Dabei brachte man sogar auch die Überlegung einer Enteignung ins Gespräch. Diese letzte und rechtlich nicht leichte Option scheint nun aber erst einmal vom Tisch. Denn baurechtlich gibt es Bewegung. Zuletzt hieß es, ein Kompromiss zwischen dem privaten Investor, dem Ortsbeirat und der Verwaltung von Schwerin sei gefunden. Eine Nachricht, die lange Zeit alles andere als realistisch erschien. Ein Aufstellungsbeschluss zur Änderung des B-Plans, basierend auf dem Kompromiss, fand inzwischen auch den Weg in die kommunalpolitischen Gremien. Auch hier meldete die UB-Fraktion dann aber Änderungsbedarf an.

 

Silvio Horn, Fraktionsvorsitzender Unabhängige Bürger (UB) Schwerin

UB wollen geringere Bauhöhe als bislang im Gespräch – Bauausschuss stimmt zu

Unter anderem ist es den UB Schwerin wichtig, frühzeitig die Geschosshöhen für Neubau-Teile des Gesamtprojekts festzuschreiben. Daher entstand ein entsprechender Änderungsantrag, der den kommunalpolitischen Gremien zur Beratung vorliegt. Im Bauausschuss folgte man nun, für die Verwaltung durchaus etwas überraschend, diesem Antrag. „In unserem Änderungsantrag haben wir nun eindeutig die maximale Geschosshöhe klargestellt. Nach dem Willen der Verwaltung wären für das geplante Gebäude neben dem Strandhotel vier Geschosse und zusätzlich ein Staffelgeschoss möglich gewesen. Das ist augenscheinlich zu hoch und passt dort nicht ins Bild. Der Bauausschuss hat nun unter Zugrundelegung unseres Änderungsantrages maximal drei Geschosse und ein Staffelgeschoss oder insgesamt maximal vier Geschosse festgelegt. Die Weichen für die Höhenbegrenzung sind damit gestellt. Ein neues Gebäude würde dann in einer Linie zum Strandhotel stehen, womit der Charakter der Strandpromenade dadurch erhalten bliebe“, so der Fraktionsvorsitzende Silvio Horn.

 

Ausschuss stimmt damit gegen den Kompromiss

Was Horn hier allerdings nicht ganz korrekt darstellt, ist der Umstand, dass es eben nicht der „Wille der Verwaltung“ war, der vier Geschosse und ein Staffelgeschoss vorsah. Vielmehr ist genau dies der in vielen Gesprächen zwischen Investor, Ortsbeirat und auch Verwaltung gefundene Kompromiss. Intensiv hatte im Anschluss vor allem auch der Ortsbeirat für eine Übernahme dieses Kompromisses geworben. „Dass nun plötzlich die Vertreter einiger Fraktionen im Bauausschuss gegen diesen Kompromiss stimmen, hat uns schon verwundert“, so Baudezernent Bernd Nottebaum gestern gegenüber unserer Redaktion.

„Natürlich steht es den Ausschussmitgliedern frei, hier eine eigenständige Meinung zu entwickeln. Das möchte ich auch nicht in Frage stellen. Allerdings kommt sonst aus der Kommunalpolitik gern mal der Vorwurf, die Verwaltung würde die Meinungsbildung in den Ortsbeiräten nicht Ernst genug nehmen. Gerade an diesem Kompromiss aber haben die ehrenamtlichen Mitglieder des zuständigen Ortsbeirates in bemerkenswerter Weise mitgewirkt. Dafür gebührt ihnen Respekt und Dank. Sollte die Entscheidung des Bauausschusses letztlich auch so in der Stadtvertretung getroffen werden, droht der ganze Kompromiss wie ein Kartenhaus zusammen zu fallen“, so Nottebaum. Wie weitreichend dann die damit verbundenen Konsequenzen wären, lässt sich noch nicht sagen.

 

Manfred Strauß, stellv. UB-Fraktionsvorsitzender Schwerin

Insgesamt mehr Einbindung in den Prozess gefordert

Allerdings stand bzw. steht nicht nur eine Mitsprache bei der Geschosshöhe auf der Wunschliste der UB-Fraktion. Man möchte insgesamt mehr in den gesamten Prozess involviert sein. Neben dem Arbeitskreis „Strandhotel“ sollen daher auch der Bau- und der Umweltausschuss weiter am Verfahren beteiligt sein. „Durch die frühzeitige Einbindung der Ausschüsse ist es möglich, rechtzeitig im Verfahren einzugreifen, wenn etwas in die falsche Richtung laufen sollte. Es ist zwar erst der Anfang, aber durch diesen Schritt kommt die Stadt ein Stück näher ans Ziel, das Strandhotel vor dem weiteren Verfall zu retten und eine adäquate Lösung für das gesamte Areal zu erreichen“, so UB-Fraktionsmitglied und Umweltausschuss-Vorsitzender Manfred Strauß.

Dass genau der Beschluss, auf den sich Strauß hier bezieht, eventuell aber gerade nicht der beschriebene Schritt nach vorn ist, hat Baudezernent Bernd Nottebaum klargestellt. Daher  heißt es nun abwarten, wie Hauptausschuss und Stadtvertretung entscheiden. Denn stimmt man im Stadtparlament nicht dem ursprünglichen Kompromiss zu, könnte sich die Forderung nach mehr Beteiligung am weiteren Verfahren im schlimmsten aller Fälle automatisch erledigt haben.

 

Written By
Stephan Haring

Stephan Haring ist freier Mitarbeiter unserer digitalen Tageszeitung. Er hat ein Bachelor-Studium der Kommunikationswissenschaften an der Universität Erfurt mit den Nebenfächern Sozialwissenschaften & Politik absolviert. Im Nachhinein arbeitete er in leitenden Funktionen der Presse- & Öffentlichkeitsarbeit, im Leitungsbereich eines Unternehmens sowie als Rektor einer privat geführten Hochschule. Zudem entwickelte, organisierte und realisierte er mit der durch ihn entwickelten LOOK ein Fashionevent in Schwerin. Heute arbeitet er freiberuflich als Texter, Pressesprecher und Textkorrektor sowie als Berater in verschiedenen Projekten. In einem Schweriner Ortsbeirat ist er zudem ehrenamtlich als Vorsitzender kommunalpolitisch aktiv.

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