Do, 10. Juli 2025
Close

Schwerin: Protest gegen AfD-Klimafilm

Wie wir bere­its berichteten, hat­te die AfD-Schw­erin am gestri­gen Dien­stag zu einem Filmabend ein­ge­laden. Gezeigt wurde der als Doku­men­tarfilm angekündigte Streifen „Mythos Kli­makatas­tro­phe”. Zum Protest gegen die Partei und deren

  • Veröffentlicht Januar 15, 2020
Etwa 30 über­wiegend junge Men­schen protestierten in Schw­erin gegen einen Filmabend der AfD zum The­ma „Kli­mawan­del”. | Foto: schw­erin-lokal

Wie wir bere­its berichteten, hat­te die AfD-Schw­erin am gestri­gen Dien­stag zu einem Filmabend ein­ge­laden. Gezeigt wurde der als Doku­men­tarfilm angekündigte Streifen „Mythos Kli­makatas­tro­phe”. Zum Protest gegen die Partei und deren Ansicht­en in Bezug auf den Kli­mawan­del hat­te über Face­book ein Bünd­nis der Grup­pierun­gen „Schw­erin gegen Ras­sis­mus“ und „Schw­erin für alle“ aufgerufen. Man wollte „diesem Treiben etwas ent­ge­genset­zen”.

In schon in der Nacht hat­ten Unbekan­nte den Gehweg und die Straße vor dem AfD-Büro mit Parolen beschmiert. | Foto: schw­erin-lokal

Unbekannte beschmieren Gehweg und Straße vor AfD-Büro

Dass diese Ankündi­gung dur­chaus ernst zu nehmen war, kon­nten die Schw­er­iner schon in den frühen Mor­gen­stun­den in der Friedrich­straße erleben. Denn dort hat­ten bis­lang Unbekan­nte mit gel­ber Farbe Parolen auf Straße und Gehweg geschmierte. Auf­grund der Aus­sagen der Schmier­ereien war ein Bezug zur abendlichen Filmver­anstal­tung nicht von der Hand zu weisen. Der AfD-Land­tagsab­ge­ord­nete Dirk Lerche dazu: „Die Gesellschaft muss ein klares Zeichen gegen Links- und Ökoex­trem­is­mus set­zen. Von Tätern aus dem linken Spek­trum ist wegen der Wort­wahl jeden­falls auszuge­hen. Man kann immer gern mit uns disku­tieren – aber Per­so­n­en, die Gewalt gegen Men­schen oder Sachen als Teil der Mei­n­ungsäußerung ver­ste­hen, haben den Rah­men der demokratis­chen Diskus­sion­skul­tur schon längst ver­lassen.“

Überwiegend junge Protestveranstaltung gegen AfD-Veranstaltung

Etwa 30 bis 35 Men­schen fol­gten diesem Aufruf zum Protest. Zwis­chen­zeitlich tren­nten fast eben so viele Polizis­ten die bei­den durch­weg friedlichen Ver­anstal­tun­gen. Nach den Ereignis­sen am Mor­gen und den Aufrufen im Inter­net hat­te die Polizei Schw­erin ein entsprechen­des Aufge­bot an beamten zum Ver­anstal­tung­sort entsandt. Anders als son­st waren über­wiegend junge Men­schen gekom­men, um ihren Unmut gegenüber den eher kri­tis­chen Ansicht­en der AfD zum men­schver­ant­worteten Kli­mawan­del zu bekun­den. Ver­mut­lich war es vor allem das spezielle The­ma, das sich die AfD aus­ge­sucht hat­te. Denn viele der Gesichter in den Rei­hen der Gegen­demon­stran­ten engagieren sich auch im Rah­men der „Fri­days For Future”-Bewegung in Schw­erin. Sie set­zen sich wieder­holt und an ver­schiede­nen Stellen aktiv für Kli­maschutz und ein Umdenken in der Poli­tik wie der Gesellschaft ein.

Lautstarke Forderungen für eine sichere Zukunft

Obwohl die Zahl der Demon­stran­ten eher klein war, machte die Gruppe let­ztlich doch recht laut­stark auf sich aufmerk­sam. Dabei nutzen ver­schiedene Ver­anstal­tung­steil­nehmer das offene Mikro, um ihre Forderun­gen und Ansicht­en laut­stark in Rich­tung des etwa 50 Meter ent­fer­n­ten AfD-Büros zu trans­portieren. Sie riefen unter anderem zu einem „klaren Beken­nt­nis zur Zukun­ft” auf, um „dem Kli­mawan­del entsch­ieden ent­ge­gen­treten zu kön­nen”. Immer wieder forderten sie die Schaf­fung ein­er gen­er­a­tio­nenüber­greifend­en Zukun­ft. Ein Red­ner wandte sich konkret an die Mit­glieder und Wäh­ler der AfD und forderte diese auf, „auf ihr Gewis­sen zu hören”, und für die Zukun­ft der kom­menden Gen­er­a­tio­nen einzutreten.

Sie waren friedlich aber laut, die Demon­stran­ten am gestri­gen Abend in der Friedrich­straße in Schw­erin. | Foto: schw­erin-lokal

Parolen gegen AfD und auch gegen das derzeitige System

Neben dieser konkreten the­ma­tis­chen Auseinan­der­set­zung mit dem Kli­mawan­del, ver­bar­gen die Demon­stran­ten aber auch nicht ihre klare Ablehnung der Ansicht­en und poli­tis­chen Aus­rich­tung der AfD. Es han­dele sich „um alte weiße Män­ner, die Angst haben, dass man ihnen ihr Auto weg­n­immt. Sie sind nicht die Zukun­ft”, so ein Red­ner. Immer wieder hall­ten laut­stark Anti-AfD-Sprüche wie auch gesellschaft­skri­tis­che Parolen durch die Friedrich­straße. „Staat, Nation, Kap­i­tal – Scheiße” hieß es da eben­so wie „Hin­ter dem Faschis­mus steckt das Kap­i­tal”. Erneut präsen­tierte sich eine stark poli­tisierte und extrem kri­tis­che Jugend, die ihrem Protest und ihren Forderun­gen nach ein­er sicheren Zukun­ft öffentlich Nach­druck ver­lei­hen möchte.

Andreas Katz: „Das sind Lügner und Verbrecher in dem Film”

Und auch Andreas Katz, in Schw­erin seit vie­len Jahren bekan­nt als klar­er Geg­n­er der AfD und Ver­fechter ein­er vielfälti­gen Gesellschaft, fand entsprechend deut­liche Worte: „Das sind Lügn­er und Ver­brech­er, die in dem Film, der heute dort gezeigt wird, zu Wort kom­men. Das kann man nicht als Mei­n­ungs­frei­heit ertra­gen”.

Damit bezog er sich auf den ange­sproch­enen Film „Mythos Kli­makatas­tro­phe. Diesen zeigte die AfD in einem dur­chaus gut gefüll­ten Raum nur wenige Meter ent­fer­nt bei herun­terge­lasse­nen Rol­l­lä­den. Ein Film, der die derzeit­ig mehrheitliche Mei­n­ung zu den kli­ma­tis­chen Entwick­lun­gen nahezu durch­weg in Frage stellt. Und ein Film, über den selb­st eine inten­sive Recherche nur wenig wirk­lich Infor­ma­tives zu Tage bringt. Außer dem Umstand, dass  er über die „Junge Frei­heit”, die als eines der Leitme­di­en der Neuen Recht­en ange­se­hen wird, pro­duziert und ver­trieben wird. Anson­sten find­en sich nur wenige Infor­ma­tio­nen zu dem Film auf eher poli­tisch entsprechend aus­gerichteten Web­sites. Der Trail­er zum Film kann auf youtube abgerufen wer­den.

Deut­liche Präsenz zeigte die Polizei Schw­erin. Die Beamten hat­ten aber einen ruhi­gen Dienst. | Foto: schw­erin-lokal

Demonstranten nutzen öffentliche Einladung 

Bei allem Protest muss aber ganz klar gesagt wer­den, dass bei­de Seit­en abso­lut friedlich blieben. Während die AfD-Sym­pa­thisan­ten eher still und manch­mal kopf­schüt­tel­nd in Rich­tung Wahlkreis­büro gin­gen, um sich in ihren Ansicht­en zum The­ma Kli­mawan­del Bestä­ti­gung zu holen, nutzten die jun­gen Protestler ihr Demon­stra­tions- und Ver­samm­lungsrecht. Und sie nutzen die Ein­ladung zur öffentlichen Film­präsen­ta­tion. Denn kurz vor 19.00 Uhr gin­gen fünf Gegen­demon­stran­tinnen zum AfD-Büro und wur­den dort auch in die laufende Film­präsen­ta­tion hinein­ge­lassen. Einige weit­ere junge Demon­stran­ten fol­gten noch. Vor der Tür blieben die Beamten der Polizei Schw­erin. Sie mussten noch bis zum Abschluss der Ver­anstal­tung dort ihren Dienst ver­richt­en.

 

  • Stephan Haring

    Stephan Har­ing ist freier Mitar­beit­er unser­er dig­i­tal­en Tageszeitung. Er hat ein Bach­e­lor-Studi­um der Kom­mu­nika­tion­swis­senschaften an der Uni­ver­sität Erfurt mit den Neben­fäch­ern Sozial­wis­senschaften & Poli­tik absolviert. Im Nach­hinein arbeit­ete er in lei­t­en­den Funk­tio­nen der Presse- & Öffentlichkeit­sar­beit, im Leitungs­bere­ich eines Unternehmens sowie als Rek­tor ein­er pri­vat geführten Hochschule. Zudem entwick­elte, organ­isierte und real­isierte er mit der durch ihn entwick­el­ten LOOK ein Fash­ion­event in Schw­erin. Heute arbeit­et er freiberu­flich als Tex­ter, Press­esprech­er und Tex­tko­r­rek­tor sowie als Berater in ver­schiede­nen Pro­jek­ten. In einem Schw­er­iner Orts­beirat ist er zudem ehre­namtlich als Vor­sitzen­der kom­mu­nalpoli­tisch aktiv.

    Alle Beiträge anse­hen