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Studie: Zahl psychischer Erkrankungen so hoch wie nie

Alljährlich erstellt die DAK anhand der Patientenzahlen ihrer Mitglieder eine deutschlandweite Studie zu psychischen Erkrankungen. Seit 2011 zeigt diese einen nahezu kontinuierlichen Anstieg, der in einem deutlichen Höchststand im vergangenen

  • Veröffentlicht April 29, 2022
Ob Depressionen oder andere psychische Erkrankungen – Die Anzahl der Betroffenen wächst | Foto: Symbolbild

Psychische Erkrankungen sind auf dem Vormarsch. Dies ist eine nicht wegzuredende Realität. Besonders dramatisch für die Betroffenen ist dabei, dass gerade diese Erkrankungen in großen Teilen der Bevölkerung noch immer nicht als solche anerkannt sind. Schnell sind Betroffene als „verrückt“ oder „zu schwach“ abgestempelt, gelten als faul oder bekommen den Stempel „die wollen doch nur nicht“. „Reiß‘ dich zusammen“, „Stell dich nicht so an“, „Das kann doch nicht so schlimm sein“ oder auch „Jetzt warst du aber lange genug traurig“ – Die Liste dessen, was sich Erkrankte anhören müssen ist lang und führt nicht selten noch zu einer Verschlechterung der Situation. Es zeigt sich, Empathie ist ein viel genutztes Wort, gelebt aber wird sie viel zu selten.

 

Kurve kennt nur eine Richtung: Steigend

Mit Ausnahme des Jahres 2018 weist daher eine jährliche Studie der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK) über die Krankheitstage aufgrund psychischer Erkrankungen in ganz Deutschland seit 2011 nur eine Richtung: Nach oben. Daher ist es grundsätzlich auch nicht verwunderlich, dass sich diese Tendenz auch in den Zahlen für 2021 widerspiegelt. Dennoch ist der Anstieg doppelt so hoch wie im Vorjahr. Allerdings erreichte er bei weitem nicht die Zunahme von 2018 auf 2019.

 

„Jeder Mensch kann psychisch so aus dem Gleichgewicht geraten, dass er seine Arbeit nicht mehr bewältigen kann.“
(DAK-Vorstandschef Andreas Storm)

 

Von 2011 bis 2021 verzeichnet die DAK-Studie dabei für die gesamte Bundesrepublik einen Anstieg um fast 30 Prozent. Eine zweifelsfrei alarmierende Entwicklung. Blickt man auf Mecklenburg-Vorpommern, sieht dies nochmals dramatischer aus. Im selben Zeitraum steig der Arbeitsausfall aufgrund psychischer Erkrankungen hier um ganze 55 Prozent an. Jeder einzelne Krankschreibungsfall dauerte dabei durchschnittlich 35 Tage. Auch ein Spitzenwert. Speziell im vergangen Jahr sieht die DAK einen wesentlichen Grund in der Corona-Krise.

 

Stigmatisierung weiter ein zentrales Problem

„Unser Report zeigt, dass viele Menschen mit psychischen Erkrankungen extrem unter den anhaltenden Belastungen der Pandemie leiden. Die Betroffenen finden aktuell auch schwerer wieder in ihren Berufsalltag zurück“, zitiert beispielsweise DIE ZEIT die Leiterin der DAK-Landesvertretung in Mecklenburg-Vorpommern, Sabine Hansen. Hintergründe hierfür seien einerseits die besonderen Arbeitsbedingungen während der Corona-Phase. Aber eben auch die weiterhin vorherrschende Stigmatisierung.

 

Mehr Fokus auf psychische Situation

Während zwar in Arztpraxen und auch im familiären Umfeld Themen wie Depressionen oder Ängste eine zunehmend offenere Rolle spielten, seien psychische Probleme im Arbeitsumfeld weiterhin ein Tabuthema. Sabine Hansen fordert daher die Arbeitgeberseite auf, psychisch belastende Situationen mehr in den Fokus zu nehmen und alles zu tun, um die psychische Gesundheit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu schützen.

 

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Written By
Stephan Haring

Stephan Haring ist freier Mitarbeiter unserer digitalen Tageszeitung. Er hat ein Bachelor-Studium der Kommunikationswissenschaften an der Universität Erfurt mit den Nebenfächern Sozialwissenschaften & Politik absolviert. Im Nachhinein arbeitete er in leitenden Funktionen der Presse- & Öffentlichkeitsarbeit, im Leitungsbereich eines Unternehmens sowie als Rektor einer privat geführten Hochschule. Zudem entwickelte, organisierte und realisierte er mit der durch ihn entwickelten LOOK ein Fashionevent in Schwerin. Heute arbeitet er freiberuflich als Texter, Pressesprecher und Textkorrektor sowie als Berater in verschiedenen Projekten. In einem Schweriner Ortsbeirat ist er zudem ehrenamtlich als Vorsitzender kommunalpolitisch aktiv.

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