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Was ist der Generation Z in Bezug auf den Job wichtig?

Work-Life-Balance und faire Gehälter - aktuell noch eher weniger die Chance auf HomeOffice. Die Generation Z will arbeiten, aber sie hat auch klare Vorstellungen, wie die moderne Arbeitswelt aussehen sollte.

  • Veröffentlicht Juni 9, 2022
v.l.n.r. Richard Wohlfahrt, Hannes Schloss­er, Jonas Stein­bach, Mer­le Bem­lotte, Prof. Dr, Vera Sei­de­mann, Amalia Stehle. | Foto: Fach­hochschule des Mit­tel­stands.

Berühmt berüchtigt scheint die Gen­er­a­tion Z. Zumin­d­est, wenn man ein­er doch vorherrschen­den Arbeit­ge­ber-Sicht fol­gt. Faul, ver­wöh­nt, viel zu anspruchsvoll und immer auf dem Sprung zum näch­sten Job, so die Ein­schätzun­gen. Aber stimmt das? Worauf müssen sich die Arbeit­ge­ber Meck­len­burg-Vor­pom­merns in Bezug auf die Gen­er­a­tion Z tat­säch­lich ein­stellen? Und was wollen junge Men­schen im nordöstlich­sten Bun­des­land eigentlich in ihrem späteren oder aktuellen Arbeit­sleben erre­ichen?

 

Studierende betrachten Generation Z genauer

Diesen Fra­gen gin­gen Mar­ket­ing-Man­age­ment-Studierende der Fach­hochschule des Mit­tel­stands (FHM) im Auf­trag ein­er Wer­beagen­tur und des Finanzmin­is­teri­ums Meck­len­burg-Vor­pom­mern nach. Ein Trimester lang befragten sieben Studierende unter der Leitung von Hochschullehrerin Prof. Dr. Vera Sei­de­mann zahlre­iche Schüler, Experten, Lehrkräfte und auch Berufs­ber­ater in Einzelin­ter­views. Mit kom­plet­ten Schulk­lassen kamen sie zudem in Form von Grup­pendiskus­sio­nen ins Gespräch. Und weit mehr als 250 junge Men­schen aus der Gen­er­a­tion Z aus ganz Meck­len­burg-Vor­pom­mern beant­worteten einen Online-Frage­bo­gen.

 

Work-Life-Balance bleibt wichtigster Punkt

Die Ergeb­nisse des Pro­jek­ts stell­ten sich schnell als alles andere als lahm oder unbe­deu­tend her­aus. Zu recht stolz präsen­tierten sie die Studieren­den Ende Mai dem Zen­tralen Per­sonal­man­age­ment der Lan­desver­wal­tung im Finanzmin­is­teri­um. Das Wichtig­ste ist und bleibt laut der Erhe­bung der jun­gen Gen­er­a­tion die Work-Life-Bal­ance. Ein Begriff, der, um die richtige Rei­hen­folge nochmal her­vorzuheben, auch gerne als „Life-Work-Bal­ance“ beze­ich­net wird. Doch was ver­ste­ht die junge Gen­er­a­tion darunter genau? „Wenn es darum ging, dieses Schlag­wort näher zu spez­i­fizieren, gehen die Mei­n­un­gen auseinan­der“, so Prof. Dr. Vera Sei­de­mann. „Einige sehen die Bal­ance darin, dass Arbeit­szeit­en wie im Ver­trag vere­in­bart auch streng einzuhal­ten seien. Andere sehen es eher so, dass sie ihre per­sön­liche Erfül­lung auch im Job find­en möcht­en. Sie wollen den Sinn ihrer Tätigkeit erken­nen und ihn gle­icher­maßen auch stiften, so dass es eben kein „nine to five“-Job ist, son­dern die Bal­ance eher darin liegt, dass sie die Arbeit selb­st als lebenswert empfind­en.“

 

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Gerade jetzt – Auch Gehalt von großer Bedeutung

Bei anderen The­men sind sich viele der Befragten einig. Denn min­destens genau­so wichtig wie die Work-Life-Bal­ance sind laut der Studie die Bezahlung und auch das Ein­stiegs­ge­halt. „Das ist nicht weit­er ver­wun­der­lich, denn diese Gen­er­a­tion hat die Sor­gen und Äng­ste der Eltern während der Pan­demie miter­lebt. Sie lebt in ein­er Zeit, in der ein Krieg in Europa tobt und die Preise ras­ant ansteigen“, sagt die Pro­fes­sorin und sieht auch grund­sät­zlich eher eine Ten­denz in Rich­tung eines größeren Sicher­heits­bedürfniss­es. Während ein attrak­tives Gehalt ger­ade mit Blick auf die aktuelle Sit­u­a­tion den Leben­sun­ter­halt absichert, so ist der Wun­sch nach ein­er viel grundle­gen­deren Sicher­heit bei der Gen­er­a­tion Z auch erstaunlich stark. Denn die Jugendlichen wollen eine Arbeit­splatzsicher­heit. Dabei sei diese, so Frau Prof. Sei­de­mann im Gespräch mit schw­erin-lokal, let­ztlich wohl gar nicht auf einen konkreten Job bezo­gen. Vielmehr scheint es der Wun­sch zu sein, grund­sät­zlich immer einen Arbeit­splatz sich­er zu haben.

 

Unerwartet klares Sicherheitsbedürfnis zeichnet sich ab

Einig ist sich die Gen­er­a­tion Z auch darin, was sie nicht oder zumin­d­est nicht pri­or­itär möchte. Dabei tauchen auch „flache Hier­ar­chien” auf. Diese scheinen der Gen­er­a­tion Z nicht mehr so wichtig zu sein. Zumin­d­est zeich­net das Ergeb­nis der Studie dieses Bild. Nicht abschließend klar allerd­ings ist, ob dahin­ter vielle­icht auch der Gedanke seit­ens der Jugendlichen steckt, dass die Zeit­en typ­isch deutsch-klar struk­turi­ert­er Hier­ar­chien auch schon vor­bei sein kön­nten. Und auch die Möglichkeit, im Home-Office zu arbeit­en, scheint derzeit kein Ben­e­fit zu sein, mit dem Arbeit­ge­ber bei der neuen Gen­er­a­tion punk­ten kön­nen. Prof. Dr. Vera Sei­de­mann dazu: „Allzu ver­ständlich, denn zu Hause war diese junge Gen­er­a­tion wirk­lich nun lange genug.“

 

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Generation Z hat deutlich mehr zu bieten als ihr Ruf

Mit was für ein­er Gen­er­a­tion haben wir es also zu tun? Ist „Gen­er­a­tion Z” tat­säch­lich der­art arbeit­sun­willig und anspruchsvoll, wie man ihr hin­länglich nach­sagt? Ganz so möchte Prof. Vera Sei­de­mann das keines­falls ste­hen­lassen. In viel­er­lei Hin­sicht seien die betr­e­f­fend­en Jugendlichen ver­mut­lich anders, als man es bis­lang gewohnt war. Und sicher­lich hät­ten sie auch dur­chaus bis­lang nicht so gekan­nte Ansicht­en. Aber ein Blick auf die Studie macht deut­lich – und das scheint eben eine der zen­tralen Über­raschun­gen zu sein – dass hin­ter vie­len der Gedanken und Wün­sche ein uner­wartet großes Sicher­heits­bedürf­nis steckt. Prof. Sei­de­mann sieht sog­ar eine Rückbesin­nung in manchen Bere­ichen: „Die Gen­er­a­tion Z holt viele The­men wieder auf’s Par­kett, die andere Gen­er­a­tio­nen vielle­icht etwas vergessen hat­ten.” Und hinzu kämen sind zweifels­frei gute neue Impulse, die es aufzu­greifen gelte.

 

Bei manchem Arbeitgeber müssten Alarmsirenen läuten

Sind es auch nur Streifzüge möglich­er Wün­sche oder auch weniger wichtiger Punk­te der Gen­er­a­tion Z hin­sichtlich ihres zukün­fti­gen Arbeit­slebens, die aus der Auf­trags-Studie öffentlich wer­den kön­nen, so soll­ten sie doch ger­ade auch vie­len pri­vatwirtschaftlichen Arbeit­ge­bern in Meck­len­burg-Vor­pom­mern ein Sig­nal sein. Denn noch viel zu oft sind die Unternehmen hier in den Denkmustern und Struk­turen der 1990er Jahre – und sog­ar der Zeit davor – ver­haftet. Mit oft­mals starken Vorurteilen ste­hen viele der kom­menden Gen­er­a­tion gegenüber. Während ander­norts beispiel­sweise längst Arbeit­szeitverkürzun­gen bei gle­ichen Löh­nen und vol­lkom­men neue Flex­i­bil­itäten an der Tage­sor­d­nung sind, sieht dies in MV nicht häu­fig anders aus. Ganz zu Schweigen von den Löh­nen. Nicht sel­ten bekom­men die Eltern der Gen­er­a­tion Z hier nach 20 oder gar 25 Jahren Arbeit­sleben Gehäl­ter ange­boten, die nahe bei oder gar unter den Ein­stiegs­ge­häl­tern in manch anderen Regio­nen Deutsch­lands für ver­gle­ich­bare Jobs liegen. Von den Ein­stiegslöh­nen ihrer Kinder in MV ganz zu schweigen.

  • Stephan Haring

    Stephan Har­ing ist freier Mitar­beit­er unser­er dig­i­tal­en Tageszeitung. Er hat ein Bach­e­lor-Studi­um der Kom­mu­nika­tion­swis­senschaften an der Uni­ver­sität Erfurt mit den Neben­fäch­ern Sozial­wis­senschaften & Poli­tik absolviert. Im Nach­hinein arbeit­ete er in lei­t­en­den Funk­tio­nen der Presse- & Öffentlichkeit­sar­beit, im Leitungs­bere­ich eines Unternehmens sowie als Rek­tor ein­er pri­vat geführten Hochschule. Zudem entwick­elte, organ­isierte und real­isierte er mit der durch ihn entwick­el­ten LOOK ein Fash­ion­event in Schw­erin. Heute arbeit­et er freiberu­flich als Tex­ter, Press­esprech­er und Tex­tko­r­rek­tor sowie als Berater in ver­schiede­nen Pro­jek­ten. In einem Schw­er­iner Orts­beirat ist er zudem ehre­namtlich als Vor­sitzen­der kom­mu­nalpoli­tisch aktiv.

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